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«Das kommunale Förderprogramm bewährt sich»

Die Gemeinde Ittigen hat Mitte 2018 ein kommunales Förderprogramm für Energievorhaben lanciert, das schweizweit einzigartig ist. Im Gespräch erklärt Martin Pauli, Leiter Bereich Umwelt der Gemeinde Ittigen, wie das Programm funktioniert, und welche Erfahrungen die Gemeinde damit macht.

Weshalb betreibt Ittigen ein kommunales Förderprogramm für Vorhaben und Massnahmen im Energiebereich?
Die Energiestrategie 2050 wurde sowohl auf Bundesebene wie auch in Ittigen klar angenommen. Unser kommunaler Richtplan Energie aus dem Jahr 2015 sieht als eine der Massnahmen vor, dass die Gemeinde die Energieeffizienz und Nutzung erneuerbarer Energien mit einem mehrjährigen Förderprogramm unterstützt. Für diese selbstgewählte Gemeindeaufgabe hat Ittigen ein Energieförderungsreglement und eine Energieförderungsverordnung erlassen. Kommt hinzu: Bereits seit dem Jahr 2000 arbeitet die Gemeinde Ittigen nach einem eigenen Umwelt-Management-System auf der Basis der international anerkannten Umwelt-Norm ISO 14001.

Wann wurde dieses Förderprogramm lanciert?
Das Förderprogramm besteht seit Sommer 2018. Wir haben es im Rahmen einer Informationsveranstaltung bekannt gemacht, die auf grosse Resonanz gestossen ist: Rund 130 interessierte Personen sind der Einladung gefolgt. Zudem haben wir einen Informationsflyer zum kommunalen Förderprogramm an die Ittiger Haushalte verteilt.

Wer ist alles berechtigt, kommunale Fördergelder zu beantragen?
Das Förderprogramm richtet sich an private Gebäudeeigentümerinnen und -eigentümer sowie an Firmen in Ittigen; zugleich steht es aber auch der Gemeinde selber offen.

Für welche Energievorhaben gibt es Geld von der Gemeinde?
Einerseits richtet die Gemeinde Beiträge aus für Gebäudemassnahmen oder Anlagen im Energiebereich, für die auch der Kanton Bern Förderbeiträge spricht. Grundlage ist das kantonale Förderprogramm «Erneuerbare Energien und Energieeffizienz». Von der Gemeinde nicht unterstützt werden Beratungsleistungen oder Ladeeinrichtungen für die Elektromobilität. Für die Energieberatung steht bekanntlich die regionale Energieberatungsstelle zur Verfügung, mit der wir als Gemeinde ausserordentlich gut zusammenarbeiten. Andererseits unterstützt die Gemeinde auch die Installation von kleinen Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von 2 bis 100 kWp, für die der Bund eine Einmalvergütung vorsieht.

Wie hoch sind die Beiträge aus dem kommunalen Förderprogramm?
Wer für Gebäudemassnahmen und Anlagen, die auch vom Kanton unterstützt werden, bei der Gemeinde ein Gesuch für eine zusätzliche Förderung einreicht, muss dafür die kantonale Beitragszusicherung vorlegen. Bei positiver Beurteilung des Gesuchs durch die Gemeinde richtet diese 50% des verfügten kantonalen Förderbeitrags aus, jedoch mit einer Obergrenze von 150’000.– Franken. Für kommunale Beiträge an eine Photovoltaikanlage braucht es als Grundlage das Beglaubigungsformular, welches bei Inbetriebnahme einer PV-Anlage ausgestellt wird. Die Gemeinde spricht bei positiver Gesuchbeurteilung einen Beitrag von 30% der jeweils gültigen Pronovo-Einmalvergütung des Bundes.

Wie finanziert die Gemeinde Ittigen ihr Förderprogramm?
Die Gemeinde konnte aus dem ehemaligen «EWB-Rückstellungsfonds» eine Spezialfinanzierung in der Höhe von rund 4,5 Millionen Franken bilden. Daraus werden die Beiträge gesprochen. Aufgrund von Hochrechnungen gehen wir davon aus, dass dieser Spezialfinanzierungsfonds ohne weitere Äufnung über fünf bis acht Jahre zur Verfügung stehen sollte.

Wie rege wird das Förderprogramm bis jetzt genutzt?
Über die letzten 18 Monate seit Beginn des Förderprogramms gingen 28 Beitragsgesuche ein. Demzufolge wurden kommunale Förderbeiträge im Gesamtumfang von rund 430’000 Franken verfügt und teilweise bereits ausbezahlt. Wir gehen davon aus, dass sich dies in nächster Zeit in der gleichen Grössenordnung fortsetzen wird.

Welche Zwischenbilanz zum kommunalen Förderprogramm ziehen sie nach ca. 1,5 Jahren?
Das allseitige Interesse am Förderprogramm war von Anfang an gross. Deshalb sind die vorgängig erwähnten Zahlen für uns nicht überraschend. Dennoch werden diese von uns als positive Rückmeldung gewertet. Die Kombination mit den Förderprogrammen von Bund und Kanton bewährt sich bestens und hält für uns den administrativen Prüfungs- und Verfügungsaufwand tief. Das Förderprogramm begünstigt über die direkte Förderung einzelner Vorhaben die Erreichung weiterer Ziele aus dem kommunalen Energierichtplan und trägt so auch wirksam zur wichtigen CO2-Reduktion bei. Und es wurde uns aus externer Expertensicht attestiert: Das Förderprogramm der Gemeinde Ittigen gilt sowohl kantonal als auch schweizweit als einzigartig und zukunftsweisend.

Martin Pauli, Leiter Bereich Umwelt, Gemeinde Ittigen
Martin Pauli, Leiter Bereich Umwelt, Gemeinde Ittigen