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«Das Interesse an unseren Dienstleistungen ist gross»

Das neue Team der Energieberatungsstelle hat seine Arbeit aufgenommen. Im Gespräch gibt Mandatsleiterin Saskia Frey-von Gunten Einblick in die Beratungstätigkeit und erklärt, wie Gemeinden, Private und Firmen unterstützt werden.

Seit Anfang Jahr führen Sie und Ihr Team im Mandat die öffentliche Energieberatungsstelle der RKBM. Welches sind Ihre ersten Eindrücke der «Energieregion» Bern-Mittelland?
Wir erleben die Region als sehr aktiv und vielseitig, Energiethemen beschäftigen Gemeinden wie auch die Bevölkerung. Das Interesse an unseren Dienstleistungen ist gross, was uns sehr freut. So haben sich beispielsweise zahlreiche Gemeinden bereits proaktiv bei uns gemeldet und ihre Erwartungen kommuniziert. Diese Kontakte sind sehr wertvoll für das Verständnis der Rahmenbedingungen und Bedürfnisse, die von Gemeinde zu Gemeinde verschieden sind.

Mit welchen Themen und Anliegen gelangen Gemeinden der RKBM an die Energieberatungsstelle?
Es ist den Gemeinden ein Anliegen, dass wir über ihre bestehenden oder geplanten Massnahmen und Angebote im Energiebereich im Bild sind. So können wir bei unserer Beratung von Privatpersonen oder Firmen beispielsweise auf vorhandene kommunale Fördermöglichkeiten im Energiebereich, wie diverse Gemeinden sie kennen, hinweisen.

Und mit was für Anfragen melden sich Private und KMU bei der Energieberatungsstelle?
Rund die Hälfte der bisherigen Anfragen betrifft das Thema Heizungsersatz und Warmwasseraufbereitung. Beratungen sind oft auch bei Gesamtsanierungen oder im Zusammenhang mit Photovoltaik gewünscht. Daneben interessieren die Möglichkeiten, Fördermittel zu beantragen, das Energiesparen allgemein sowie die Themen Gebäudehülle und E-Mobilität.

Konkretes Beispiel: Ein Ehepaar mit Einfamilienhaus will die Öl-Heizung ersetzen. Was raten Sie?
Wichtig ist sicher, sich neutral beraten zu lassen, wozu wir als Energieberatungsstelle verpflichtet sind. Es lohnt sich sodann immer, das Gesamtbild der energetischen Situation einer Liegenschaft zu betrachten und, um beim Beispiel zu bleiben, nicht nur auf die Heizung allein zu fokussieren. Wir schauen uns als Erstes den Gesamtenergieverbrauch an. Die Energiekennzahl, die den Verbrauch pro Fläche angibt, ist ein Indikator dafür, ob beispielsweise auch die Gebäudehülle optimiert, Estrichboden und Kellerdecke isoliert oder die Fenster ersetzt werden sollten. Mit solchen Massnahmen lässt sich dann auch eine neue Heizung besser dimensionieren – und der Energieverbrauch senken. Wir weisen in der Beratung jeweils darauf hin, dass 1°C ca. 6 % Energieverbrauch bedeutet. Das schärft das Bewusstsein dafür, dass Heizen auf 24°C statt 21°C einen sehr hohen Energiebedarf mit sich bringt.

Können eigentlich auch Liegenschaftsverwaltungen oder Mieterinnen und Mieter eine Energieberatung in Anspruch nehmen?
Selbstverständlich steht auch ihnen das Angebot der Energieberatungsstelle zur Verfügung.

Anderer Fall: Eine Gemeinde hat sich Klimaziele gesetzt; um diese zu erreichen, braucht sie Beratung. Kann die Energieberatungsstelle weiterhelfen?
Wir bieten den Gemeinden eine Erstberatung und unterstützen sie mit verschiedenen Dienstleistungen. Weiterreichende Aufträge – etwa eine individuelle, fundierte Begleitung für einen Absenkpfad Netto-Null – liegen ausserhalb unseres Mandats als Energieberatungsstelle. Dafür notwendig wäre ein separater Auftrag der Gemeinde zu marktüblichen Konditionen.

Ist Netto-Null auch ein Klimaziel der RKBM?
Der Bundesrat hat das Ziel Netto-Null Treibhausgasemissionen bis 2050 beschlossen. Den Gemeinden kommt dabei eine wichtige Rolle zu. Die RKBM will mit einem Workshop am 28. April 2022 den regionalen Handlungsspielraum für eine koordinierte, gemeindeübergreifende Erreichung der Zielsetzung ausloten. Als Energieberatungsstelle leisten wir für das Ziel Netto-Null auch auf Regionsebene Unterstützung.

Welche weiteren Schwerpunkte will die Energieberatungsstelle im 2022 setzen?
Wir werden einerseits das Kennenlernen der Gemeinden und Region vertiefen und Gemeinden auch im Rahmen von Veranstaltungen bei Energiethemen Unterstützung leisten. So nehmen wir beispielsweise am Nachhaltigkeitstag in Oberdiessbach teil oder machen in Worb an einem Anlass zum Programm «erneuerbar heizen» mit. Ganz grundsätzlich wollen wir Eigentümer/innen beim Ersatz fossiler Heizungen im Zusammenhang mit gesamtheitlichen Sanierungen von Gebäuden unterstützen. Und natürlich ist uns auch die Schulung von Fachpersonen ein wichtiges Anliegen.

Welche Energiefragen werden uns in Zukunft vermehrt beschäftigen?
Eine zentrale Frage ist, wie wir gemeinsam das Klimaziel Netto-Null 2050 erreichen können. Dies insbesondere in den Bereichen Gebäude und Verkehr, wo gemäss der Zielsetzung des Bundesrats der Ausstoss von Treibhausgasen auf Null reduziert werden soll – und zwar ohne Kompensationsmassnahmen. Wir erhoffen uns aus dem oben erwähnten Workshop erste Ansatzpunkte für die Gemeinden.

Persönliche Frage zum Schluss: Wo und wie tanken Sie selber Energie?
Ich bin gerne draussen, zum Beispiel auch bei einem kurzen Spaziergang über den Mittag. Zudem geniesse ich das Zusammensein mit Familie und Freunden – und tanze sehr gern Salsa!

Saskia Frey-von Guten leitet das Team der öffentlichen Energieberatungsstelle Bern-Mittelland.
Saskia Frey-von Guten leitet das Team der öffentlichen Energieberatungsstelle Bern-Mittelland.